PROJEKT 2015/16 – (un)sichtbar machen. – TEILPROJEKTE

»Wir packen für Sie aus« – Strategien zur Authentifizierung und Inszenierung von Produkten und Menschen in Unboxing-Videos

In Unboxing-Videos kann man Menschen dabei beobachten, wie sie Produkte auspacken, betrachten und ihre ersten Eindrücke zu ihnen formulieren. Die Anzahl solcher Clips, die auf Youtube oder anderen Videoplattformen veröffentlicht wird, steigt von Jahr zu Jahr. Auch die Nachfrage, die sich in Klick- und Abonnentenzahlen messen lässt, ist beachtlich und trägt so zu ihrer weiteren Popularisierung bei.

Die Bandbreite des Genres reicht von professionellen Online-Shops, die die jeweils neuesten elektronischen Geräte enthüllen, welche man im Anschluss gleich bei ihnen bestellen kann, bis hin zu humoristischen Formaten, in denen die Konventionen des Unboxings parodiert werden. Statt neuer, exklusiver oder sonst wie interessanter Waren werden hier beispielsweise alltägliche Dinge wie Kugelschreiber oder Feinripp-Unterhemden ausgepackt und begutachtet.

Die meisten Unboxing-Clips lassen sich irgendwo zwischen kritischer Konsumkultur und nahezu zeremoniell wirkender Inszenierung des Objekts verorten. So versprechen sie einerseits einen klaren und ehrlichen Blick auf das Produkt, unverstellt von den Tricks und Täuschungsmanövern der Werbung und sollen so potentielle Konsumenten bei ihrer Kaufentscheidung unterstützen. Andererseits scheinen sie eine Art indirekter Freude am Produkt zu befriedigen, die der Betrachter genießen kann, ohne Geld dafür ausgeben zu müssen.

Ein Aspekt, den fast alle Unboxing-Videos miteinander gemein haben, ist ein Streben nach Authentizität. Nicht nur die ausgepackten Waren, sondern auch die Menschen, die mit diesen Waren hantieren, sollen authentisch wirken. Mit welchen Mitteln dieser Eindruck erzeugt wird, ist dabei von Video zu Video unterschiedlich.

Das Ziel dieses Beitrages ist es, solche Authentifizierungsstrategien zu untersuchen und ihre Funktionsweisen und Bedeutung für das Genre Unboxing-Video zu erörtern. Dies wird anhand einer vergleichenden Betrachtung von drei unterschiedlichen Beispielen geschehen. Neben der Frage nach den Mitteln, mit denen der Eindruck von Authentizität geschaffen und vermittelt wird, soll auch analysiert werden, in welchem Verhältnis Produkt, Unboxer und Publikum zu einander stehen und welche Rolle somit dem Betrachter vor dem Computerbildschirm beim Akt dieser in Szene gesetzten Enthüllung von Waren zukommt.

 

Kontakt

Rostislav Tumanov

»(un)sichtbar machen«
Forschungsprojekt Isa Lohmann-Siems Stiftung
c/o
Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie
Universität Hamburg
Edmund-Siemers-Allee 1, West
20146 Hamburg