PROJEKT 2006/07 – »Tücke des Objekts« – TEILPROJEKTE

Technik in der Landschaft.
Erfahrungen mit dem ambivalenten Objekt Windrad

Gerrit Herlyn

Seit »Growian« (Große Windkraftanlage) 1983 an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste errichtet wurde, ist der Windenergie ökonomisch eine beachtliche Erfolgsgeschichte beschieden gewesen. Begleitet wurde diese von umfangreichen Auseinandersetzungen, die auf die Diskurse Energiepolitik, Ökologie, Vorstellungen einer »natürlichen« Landschaft und Landschaftsgestaltung, Wirtschaftspolitik und Globalisierung Bezug nahmen. Irritierend und beunruhigend waren und sind Windräder nicht zuletzt deshalb, weil sie beides sind: ökologisch sinnvoll als wichtiger Bestandteil erneuerbarer Energien und ökologisch problematisch als massiver Eingriff in gewohnte Vorstellungen einer natürlichen Landschaft und Sinnbild einer technisiert-industrialisierten Landschaft.

Aus Sicht der Alltagskulturwissenschaft Volkskunde bzw. der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung soll am Phänomen der Windenergie interessieren, wie die Einbettung in den Alltag ausgestaltet wird und wie sich die Auseinandersetzung und die diskursive Verhandlung von (technischen) Dingwelten aufzeigen lässt.

Als zentraler Zugang soll vor allem die kommunikative Seite dieser Verarbeitung in den Blick genommen werden, die Frage wie alltagssprachlich Bedeutungen und Konflikte verhandelt werden, wie sich diskursives Wissen und Erfahrungswissen ausformen, darstellen und beeinflussen. Empirische Grundlage hierfür bilden Feldforschungsaufenthalte in der Region Eiderstedt, die sowohl von Seiten einer intensiven Nutzung der Windenergie als auch aufgrund der großen Bedeutung des Tourismus besonders betroffen ist.