PROJEKT 2006/07 – »Tücke des Objekts« – TEILPROJEKTE

»Der Lauf der Dinge«.
Eigensinnige Objekte in Kunst und Film

Dietmar Rübel

Das Projekt untersucht Strategien künstlerischer Aneignung alltäglicher Objekte, also die diskursiven Kräfte, welche Dinge zu Kunstwerken machen. Die meisten Dinge, die in der Kunst des 20. Jahrhunderts auftauchten – seien es Fahrräder, Kleiderbügel oder Badekappen – zirkulieren nicht nur in einem ästhetischen Bereich, sondern auch im Alltag und sind, durch unterschiedliche Gebrauchsformen in sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Zusammenhängen definiert. Das Kunstsystem inszeniert mit den banalen Objekten die Bedingungen und Geheimnisse der modernen Kunst: die Verdoppelungen, Überlagerungen und Resonanzen, die sich einem Gegenstand anlagern, sobald er zu einem Kunstwerk wird. Dabei erfahren die Gegenstände meist eine Mystifizierung als bedeutungsvoller Rest eines künstlerischen Schaffensprozesses oder gelten als Stellvertreter einer übergeordneten Idee. In diesem Vorhaben steht demgegenüber der konkrete Gebrauch von Dingen im Zentrum, also nicht eine mit Magie oder Bedeutung aufgeladene Objektkunst – die zwangsläufig stellvertretend operiert –, sondern die Beobachtung von Dingen als eigenständig handelnden Akteuren. Die Hauptaufmerksamkeit gilt vor allem einer Widerständigkeit, welche aus einem Eigensinn der Dinge erwächst. Dabei sollen zeitgenössische Vorstellungen verhandelt werden, welche das traditionelle Konzept einer Beseelung der Dinge abgelöst haben. Beispiele werden sowohl in der bildenden Kunst auch im Film gesucht, insbesondere im so genannten Slapstick, der den Aufstand der Dinge schon seit den Anfängen des Kinos immer wieder inszenierte. Es wird in diesem Projekt also an Beispielen des 20. Jahrhunderts untersucht, ob und wie ein künstlerisch forcierter Aufstand der Dinge Aufschluss geben kann über das Verhältnis von Kunst und Alltag.